SDG #14 - Leben unter Wasser
Die Menschheit bestieg bereits die höchsten Berge, durchquerte die größten Wüsten und machte Schritte auf dem Mond. Doch die Tiefsee ist uns weitestgehend unbekannt. Unbekannt und doch schon beeinflusst, denn wir hinterlassen in den Ökosystemen der Meere und Ozeane unseren Fußabdruck, durch Überfischung, Erwärmung, Versauerung und Verschmutzung. Ein sehr deutlicher Ausdruck der Verschmutzung sind Bilder von Plastikteilen in den Mägen von Seevögeln, Walen und Fischen sowie riesige schwimmende Inseln aus Plastikmüll. Dieser Herausforderung haben sich Isabel und Melati Wijsen gestellt. Mit ihrer Initiative haben sie es geschafft, Plastiktüten auf Bali den Garaus zu machen, um so die Weltmeere vor zunehmender Plastik-Vermüllung zu schützen. In unserer Kampagne „Bildung für nachhaltige Entwicklung in Sachsen“ sind Isabel und Melati Wijsen die Sinnfluencerinnen für das Sustainable Development Goal (SDG) Nr. 14: Leben unter Wasser.
Das größte Ökosystem der Erde
71 Prozent der Erdoberfläche sind von Meeren bedeckt. Ab einer Wassertiefe von 200 Metern spricht man von der Tiefsee. Etwa die Hälfte aller Meere ist tiefer als 3 Kilometer. Die tiefste Stelle, der Mariannengraben mitten im Pazifischen Ozean, geht mit rund 11.000 Metern tiefer, als der Mount Everest, mit 8.848 Metern die höchste Erhebung der Erde, in die Höhe ragt. Auch wenn der Menschheit schätzungsweise zwei Drittel der Lebewesen in der Tiefsee unbekannt sind, so ist doch klar, dass das Ökosystem Tiefsee entscheidend das Weltklima beeinflusst: organische und anorganische Stoffe werden recycelt, Nahrungsnetze dadurch aufrechterhalten und Kohlenstoff wird gebunden. Deswegen hat sich SDG 14 dem Leben unter Wasser verschrieben. Es sieht vor, „Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung zu erhalten und nachhaltig zu nutzen“. Dafür sollen 30 Prozent der Weltmeere unter Schutz gestellt werden. Ein weiteres Unterziel ist, dass kleine Inselstaaten und am wenigsten entwickelte Länder vermehrt wirtschaftliche Vorteile aus der nachhaltigen Nutzung von Meeren und Küsten ziehen können. Auch wissenschaftliche Kenntnisse sollen vertieft, Forschungskapazitäten ausgebaut und der Technologietransfer sichergestellt werden.
Plastikinseln so groß wie Mitteleuropa
Denn die Weltmeere sind durch menschliches Handeln bedroht: Temperaturanstiege haben Korallenriffe, die als sensible Ökosysteme gelten, absterben lassen und damit den Lebensraum einer Vielzahl an Tieren zerstört. Die Überfischung hat vielerorts zu einem dramatischen Rückgang der Artenvielfalt geführt. Weiterhin treiben in den Weltmeeren rund 150 Millionen Tonnen Plastik. Etwa eine LKW-Ladung davon gelangt pro Minute in die Meere. Die Wissenschaft geht von fünf großen Müllstrudeln aus, die zu 99 Prozent aus Kunststoffteilen bestehen, je zwei im pazifischen und im atlantischen Ozean und eine im indischen Ozean. Die größte davon, auch The Great Pacific Garbage Patch genannt, bedeckt eine Fläche von 1,6 Millionen Quadratkilometern und ist damit in etwa so groß wie Deutschland, Frankreich, Spanien und Portugal zusammen.
Jung und mutig angefangen
Die beiden Schwestern Melati und Isabel Wijsen aus Indonesien haben bereits 2013 erkannt, dass wir unser Verhalten ändern müssen. Im Alter von gerade einmal zwölf und zehn Jahren fingen sie an, etwas dagegen zu unternehmen. Denn auf ihrer Heimatinsel Bali, die sonst für Palmen, Traumstrände und kristallblaues Wasser bekannt ist, wurde immer mehr Müll angespült. Sie starteten die Kampagne „Bye Bye Plastic Bags“ mit der sie ein Verbot von Einwegplastiktüten in Bali erreichen wollten und über Alternativen aufklärten. Um mit dem Gouverneur zu sprechen, gingen sie dafür 2016 sogar in den Hungerstreik. Sie kämpften für ihre Vision einer besseren Welt und zeigten anhand eines plastikfreien Dorfes, dass diese möglich ist. Ihre Aktionen hatten Erfolg: Seit 2018 sind Einwegplastiktüten auf Bali verboten. Die Geschichte der beiden Schwestern ging in sozialen Medien viral und wurde unter anderem vom Sender CNN aufgegriffen. So verbreitete sie sich wie ein Lauffeuer über den gesamten Globus. Ihre Kampagne ist mittlerweile in rund 60 Regionen weltweit aktiv und wird überall von jungen Menschen angeführt. Melati und Isabel Wijsen stehen beispielhaft dafür, wie Schülerinnen und Schüler mit Engagement, Mut und Verstand die Welt zu einem besseren Ort machen können.
Einsatz gefragt – Vom Supermarkt bis zum Parlament
Um die Weltmeere zu schützen kann jeder Mensch überlegen, wo er Plastik vermeiden kann, etwa beim verpackungslosen Einkaufen, durch alternative Materialien wie Bienenwachstücher oder Mehrwegbehälter. Weiterhin kann man Initiativen, wie die von Melati und Isabel Wijsen, unterstützen oder sich politisch für die Belange der Weltmeere einsetzen, denn häufig fehlt unserer Umwelt eine starke Lobby. Saubere Meere stehen mit sauberen Flüssen und Seen in Verbindung. Der Einsatz für saubere Gewässer mündet auch in sauberen Meeren und Ozeanen.
Letztendlich müssen wir als Gesellschaft große Probleme wie die der Müllinseln versuchen, gemeinsam zu lösen. Die Vermeidung von Plastik in den Kreisläufen bzw. dessen sachgerechte Verwendung und vermehrtes Recycling können einen Beitrag leisten. Für das Entfernen des Plastikmülls aus den Ozeanen braucht es junge und frische Ideen. Etliche Pilotprojekte sind bereits entstanden. Dass auch Schülerinnen und Schüler etwas bewirken können, haben Isabel und Melati Wijsen eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Denn so können wir vielleicht einmal behaupten, dass wir unsere Hinterlassenschaften in den Weltmeeren wieder entsorgen konnten und die Tiefsee genauso gut kennen, wie den Mond.