Lothar Kreyssig, deutscher Richter und Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus, 1898 - 1986

SDG #17 - Partnerschaften zur Erreichung der Ziele

Herausforderungen, welche die gesamte Menschheit betreffen, brauchen Zusammenarbeit. Die globalen Krisen und Veränderungen treffen die Menschen zunächst unterschiedlich stark. Deshalb ist es wichtig, sich gegenseitig zu unterstützen und an gemeinsamen Lösungen zu arbeiten. Lothar Kreyssig hat sich stets für Völkerverständigung und die Menschenrechte eingesetzt. In unserer Kampagne „Bildung für nachhaltige Entwicklung in Sachsen“ ist er daher der Sinnfluencer für das Sustainable Development Goal (SDG) Nr. 17: Partnerschaften zur Erreichung der Ziele.

Haltung gegen Unrecht

Geboren 1898 in Flöha absolvierte Kreyssig sein Abitur in Chemnitz und später sein Studium der Rechtswissenschaft in Leipzig. Ab 1928 war er Richter am Landgericht in Chemnitz. Bereits 1933 weigerte er sich, mit Berufung auf seine richterliche Unabhängigkeit, in die NSDAP einzutreten. Er erfuhr schließlich am eigenen Leib, was es bedeutet, im Fokus eines Unrechtsregimes zu stehen. Wiederholt und erfolglos wurde versucht aufgrund seiner kirchlichen Aktivitäten gegen ihn zu ermitteln. Der Kirche blieb er trotzdem stets treu. Als einziger Richter im Dritten Reich prangerte er im Jahr 1940 die Euthanasiemorde der Nationalsozialisten an. Außerdem machte er sich stark für die Rechte der Menschen in den Konzentrationslagern. Dabei stellte er sich durch die Aussage „Ein Führerwort schafft kein Recht“ gegen die Diktatur und für den Rechtsstaat. Daraufhin wurde Kreyssig zwangsbeurlaubt und ab 1942 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Von 1943 bis zum Kriegsende unterstützte er die Jüdin Gertrude Prochownik aktiv dabei, sich vor der Verfolgung der Nationalsozialisten zu verstecken.

Einsatz für Solidarität und Völkerverständigung

Nach Kriegsende wurde Kreyssig als Widerstandkämpfer geehrt. Er widmete sich fortan verstärkt seinen Tätigkeiten in der evangelischen Kirche. Mit seinen Ansichten galt er hier als Vorreiter vieler Entwicklungen. So machte er sich etwa für eine Ökumene stark, die neben dem katholischen auch Freikirchen umfasst. Weiterhin regte er die Telefonseelsorge an. Die von ihm gegründete Aktionsgemeinschaft für die Hungernden war eine Vorstufe der späteren Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt sowie der Organisation Brot für die Welt. Sein

bedeutendstes Werk war jedoch die Aktion Sühnezeichen, zu deren Gründung Kreyssig 1958 aufrief. Junge Deutsche sollten in die ehemaligen „Feindländer“ und nach Israel gehen, um dort um Vergebung und Frieden zu bitten. Durch praktische Arbeit, wie beispielsweise den Bau einer Synagoge, Unterstützung bei Anti-Diskriminierungs- oder Bildungsprojekten, setzten sie ein Zeichen der Versöhnung. Erste Einsatzgebiete waren Norwegen, die Niederlande, Großbritannien, Frankreich und Griechenland. Heute bieten verschiedene Freiwilligendienste die Möglichkeit sich für Menschen und die Umwelt in deiner Region und international zu engagieren. 1986 starb Lothar Kreyssig in Bergisch Gladbach. Seine Impulse für weltweite Partnerschaften wirken jedoch bis heute.

Globale Herausforderungen erfordern globale Anstrengungen

Damit stehen sie sinnbildlich für die Bestrebungen von SDG Nr. 17. Dieses sieht vor, die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung zu stärken. Dafür sollen internationale Strukturen so ausgerichtet sein, dass alle Menschen in allen Ländern davon profitieren. Weiterhin sollen Entwicklungsländer befähigt werden, ihre Entwicklungsziele durch eigene Finanzmittel zu erreichen. Damit dies funktionieren kann, sollen alle Geberländer 0,7 Prozent ihres Bruttonationaleinkommens für ärmere Länder bereitstellen. Ob Ziel 17 erreicht wird oder nicht, entscheidet auch über alle anderen Ziele. Ohne Kooperation, finanzielle Mittel, Wissen und Zugang zu Technologien, ist keines der anderen 16 Ziele zu erreichen. Es sieht deswegen vor, dass alle gesellschaftlichen Akteure, also Wirtschaft, Wissenschaft, organisierte Zivilgesellschaft und Kommunen einen Beitrag leisten, um die Sustainable Development Goals (Ziele für nachhaltige Entwicklung) zu erreichen. Es liegt an jedem von uns, die Ziele ernst zu nehmen und sich zu beteiligen.

Von der Spende über den Einkauf bis hin zur Geldanlage

Durch SDG 17 konnte schon viel erreicht werden: Förderungen von Handel und Investitionen für einen nachhaltigen Wiederaufbau wurden erhöht. Überweisungskosten für Rücküberweisungen von Migrantinnen und Migranten in ihre Heimatländer wurden gesenkt. Eine gerechtere Steuer- und Sozialpolitik wurde in vielen Entwicklungsländern gestärkt. Doch es gibt auch Beanstandungen an der Handelspolitik der Europäischen Union. Diese trage noch immer koloniale Züge und verhindere damit eine tatsächliche Entwicklung afrikanischer Länder, so die Kritiker. Letztlich kann jeder etwas beitragen. Zum Beispiel durch zeitliches oder finanzielles Engagement in Organisationen, die sich für die Erreichung von Ziel 17 stark machen. Entscheidend ist außerdem, wie wir unser Geld investieren. Dies sollte möglichst nachhaltig geschehen. Wir können etwa beim Einkaufen auf fair gehandelte und produzierte Produkte achten. Oder das eigene Geld so anlegen, dass es in ökologische und soziale Ziele fließt. Auch durch unseren Konsum unterstützen wir gerechte Wertschöpfungsketten. Und auch unsere Schule kann sich partnerschaftlich mit Schulen aus anderen Erdteilen oder innerhalb Europas vernetzen. Die Programme von Engagement Global gGmbH werden von der Bundesrepublik finanziert und unterstützen den Perspektivwechsel in Deutschland oder Schulpartnerschaften weltweit. Darüber hinaus kann man sich in verschiedenen Projekten zusammentun. Denn nur wenn die gesamte Menschheit anpackt, können wir die Herausforderungen lösen, die die gesamte Menschheit betreffen.

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