SDG #2 - Kein Hunger
Überflussgesellschaft – ein Wort, das im 21. Jahrhundert stärker als je zuvor genutzt wird und klarmacht: Viele Menschen leben über ihren Bedürfnissen. Doch mindestens genauso viele, wenn nicht sogar mehr sorgen sich täglich darum, ob sie etwas zu essen auf dem Tisch haben werden. Ein Problem, dass Sabine Werth Ende des 20. Jahrhunderts erkannt hatte und bereit war, anzugehen. 1995 entstand unter ihrer Initiative der Bundesverband Deutsche Tafel e.V. Dabei hat sie es geschafft, aus Verschwendung einen Nutzen für viele zu schaffen. In unserer Kampagne „Bildung für nachhaltige Entwicklung in Sachsen“ ist Sabine Werth die Sinnfluencerin für das Sustainable Development Goal (SDG) Nr. 2: Kein Hunger.
Ein Problem, das keines sein müsste
Weltweit, hatte im Jahr 2020 jeder 10. Mensch nicht genügend zu essen. Kriege, die Corona-Pandemie und die Folgen des Klimawandels führen dazu, dass diese Zahl ansteigt. Zusätzlich sterben jährlich rund elf Millionen Menschen an den Folgen ungesunder Ernährung. SDG 2 widmet sich diesen Missständen, es fordert „den Hunger zu beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung zu erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft zu fördern“. Denn weltweit stehen genügend Lebensmittel für alle Menschen zur Verfügung. Bei einer gerechteren Verteilung müsste niemand Hunger leiden. Es gilt, diese Verteilung endlich herzustellen.
Nicht nur eine Sache ferner Länder
Auch Deutschland ist betroffen von Hunger und Fehlernährung – sogenannter Ernährungsarmut. Rund sechs Millionen Menschen waren hierzulande 2020 von allgemeiner Armut bedroht und/oder bezogen Transferleistungen, Tendenz steigend. Besonders diese Menschen leiden verhältnismäßig oft an Mangelernährung, häufig davon betroffen sind Kinder und Jugendliche. Bei diesen sind die Folgen teils dramatisch, denn unzureichende Ernährung wirkt sich negativ auf die körperliche und kognitive Entwicklung junger Menschen aus, was wiederum Auswirkungen auf Chancen und Zukunftsperspektiven hat.
Gesunde Ernährung für alle ermöglichen
Diesen Herausforderungen hat sich Sabine Werth angenommen. Die studierte Sozialarbeiterin aus Berlin gründete im Jahr 1993 mit ihrer Initiativgruppe Berliner Frauen e.V. die Berliner Tafel. Nach deren Vorbild wurden nach und nach weitere Tafeln in ganz Deutschland ins Leben gerufen. 1995 entstand unter ihrer Initiative der Bundesverband Deutsche Tafel e.V. Die Tafel reagiert tagtäglich auf gesellschaftliche Notwendigkeiten und hat die Ernährungsarmut in Deutschland sichtbar gemacht. Bundesweit unterstützen die Tafeln rund 1,5 Millionen Menschen mit Lebensmitteln. Der größte Posten ist dabei Obst und Gemüse, denn dieses ist oft teuer, für eine ausgewogene Ernährung jedoch unersetzlich. Die Spenden der Tafeln bestehen zu einem Großteil aus aussortierten Lebensmitteln von Supermärkten.
Sabine Werth und ihre Initiative haben es geschafft, durch Ihr Engagement aus Lebensmittelverschwendung, Lebensmittelverwertung zu machen.
Bei sich anfangen und die Gesellschaft einbeziehen
Um zur Erreichung des Nachhaltigkeitsziels „Kein Hunger“ beizutragen, kann jede Person bei sich selbst anfangen. Etwa durch bewusste Konsumentscheidungen, denn der größte Anteil weggeworfener Lebensmittel entspringt in Deutschland immer noch den Privathaushalten: Rund 7,2 Millionen Tonnen pro Jahr. Weiterhin können wir uns fragen: `Wie viel brauche ich wirklich? Wo kaufe ich nachhaltig ein? Wie verbrauche ich angebrochene Lebensmittel optimal? ` Außerdem können wir Initiativen, die sich gegen Lebensmittelverschwendung richten, unterstützen. Wir können selbst beim foodsharing mitmachen und unsere Schulmensen auch. Damit ließe die Lebensmittelverschwendung in unseren Haushalten und in Schulen reduzieren. Mit dem Essen sind auch große gesellschaftliche Fragen verbunden. Zum Beispiel: `Wie können wir gesunde und nachhaltige Lebensmittel preiswerter machen? ` Unter welchen Umständen werden meine Lebensmittel auf anderen Kontinenten hergestellt und welche Auswirkungen hat dies auf Natur und Mensch? Oder: `Was gibt es in der Schulverpflegung und wie können wir die Verschwendung von Lebensmitteln hier verringern? ` Zudem: `Muss das Entnehmen von essbaren Lebensmitteln aus Mülltonnen eine Straftat bleiben?` Um diese Fragen anzugehen, braucht es kluge Ideen. Ideen, wie die von Sabine Werth. Wenn bis 2030 auch die SDG zu nachhaltigem Wirtschaften, menschenwürdigem Arbeiten und zur Verringerung der globalen Ungleichheit (SDG 8,10 und 12) umgesetzt werden, dann beseitigen wir den Hunger auch in den Ländern des Globalen Südens nachhaltig.