Friedrich Schiller, deutscher Schriftsteller, 1759–1805

SDG #4 - Bildung für alle

„Durch diese hohle Gasse muss er kommen. Es führt kein andrer Weg nach Küssnacht“, sagt Wilhelm Tell in Friedrich Schillers gleichnamigem Drama. Vielleicht habt Ihr es ja im Theater gesehen? Tell, der brave Schweizer Bürger, lauert seinem Feind, dem brutalen Landvogt Gessler auf. Er wird ihn mit seiner Armbrust töten. Tell schießt nie daneben, das hat er bewiesen, als er einen Apfel vom Kopf seines eigenen Sohnes schoss. Und jetzt: Tyrannenmord. Danach die Frage: War Tell nun ein Verbrecher oder ein Freiheitskämpfer? So einfach lässt es sich nicht sagen. Die Welt ist komplex; wir brauchen ein Grundgerüst aus Werten und Wissen, damit wir uns darin zurechtfinden. Das zeigen Schillers Dramen. In unserer Kampagne „Bildung für nachhaltige Entwicklung in Sachsen“ ist er der Sinnfluencer für das Sustainable Development Goal Nr. 4: Bildung für alle.

Schiller, der Influencer

Vor mehr als zwei Jahrhunderten gab es nur sehr wenige Medien. Da musste man schon richtig gut sein, um Aufmerksamkeit zu erregen. Schiller war gut und so gehörte zu den wenigen, die es schafften. Er war zu seiner Zeit so etwas wie ein Super-Influencer. Nicht nur Dichterkollegen wie sein bester Freund Goethe griffen seine Aussagen auf, sondern auch Philosophen und Politiker. Und zwar in ganz Europa. „Dichter der Freiheit“ nannten sie ihn. „Dichter der Bildung“ wäre aber treffender gewesen.

Dichtung als Werkzeug

Denn so sah sich Schiller selbst: als Dichter der Bildung. Freiheit war für ihn nur ein Aspekt und wenn, dann ging es um die geistige Freiheit, die aus Bildung entsteht. Schiller verstand seine Kunst nicht als Unterhaltung, sondern als Werkzeug zur Entwicklung der Menschen. Bilden wollte er sie – damit sie aus Einsicht und innerem Antrieb heraus eine lebenswerte Gesellschaft schufen. Alle sollten dabei mitmachen. Ein großes Ziel, aber Schiller hielt nichts von halben Sachen. Außer Freiheit brachte er den bürgerlichen Ehrbegriff zur Sprache (in „Der Handschuh“), Aufrichtigkeit und Treue („Die Bürgschaft“) oder politische Verantwortung („Don Karlos“). Ach ja, und dann ist da noch die „Ode an die Freude“, aus der mit Beethovens Hilfe die Europa-Hymne wurde. Vielleicht hätte dem Dichter der gedankliche Riesenrahmen sogar gefallen, in den seine Verse 200 Jahre später gestellt wurden. Denn mehr als nur der Euro und ein gemeinsamer Handelsplatz soll es doch schließlich sein, dieses Europa. Ein Mitmach-Europa im Sinne Schillers eben.

Mit Schillers Augen sehen

Bildung durch Schillers Augen zu sehen, ist schon selbst eine Art Bildungserlebnis. Heute und hier ist Bildung Normalität. So selbstverständlich, so leicht zugänglich ist Bildung für uns. Zu Schillers Zeit war sie nur wenigen vorbehalten. Die Mehrheit der Menschen hätte Bildung gar nicht bezahlen können. Sie blieben zur Unbildung verdammt – und somit auch ohne das geistige Rüstzeug, ihr eigenes Elend überhaupt zu verstehen, geschweige denn es abzuschaffen. Stellt Euch vor, das Internet wäre nur ein paar Reichen und Mächtigen zugänglich; wir anderen müssten ohne es klarkommen. So wäre es vermutlich tatsächlich, hätten nicht Vorreiter wie Schiller vor über 200 Jahren die Weichen neu gestellt.

Es gibt noch viel zu tun.

Den Wert von Bildung erkennt man erst, wenn man sieht, welche Mängel sie beseitigt. Es gibt leider noch genügend Gegenden in der Welt, wo die Verhältnisse wie bei uns zu Schillers Zeiten sind; teilweise sogar noch schlimmer. Etwa 750 Millionen Menschen weltweit sind Analphabeten – das ist etwa jeder zehnte!
Jetzt könnten wir sagen: nicht schön, dass in vielen Ländern Kinder nicht lesen und schreiben lernen. Aber das ist doch nicht lebensbedrohlich?! Ist es doch. Die Folgen mangelnder Bildung sind Armut, Hunger, Krankheit und Gewalt – für Millionen von Menschen. Hinzu kommt: In unserer globalisierten Welt schlagen Probleme, die zehntausend Kilometer entfernt von hier auftreten, auch auf uns zurück. Für gleiche Bildungschancen überall zu sorgen, ist deshalb eine der großen Zukunftsaufgaben der Menschheit. Kann die Welt da auf Eure Mithilfe zählen?

Zuerst die Welt verstehen

Erst einmal geht es darum, die wichtigsten Zusammenhänge zu verstehen – als Voraussetzung dafür, dass Ihr in dieser Welt etwas bewirken könnt (zum Beispiel eben Bildung für alle sichern). Wir müssen unsere Nachbarn im globalen Dorf, selbst die in Papua-Neuguinea, gut kennen, um gemeinsam mit ihnen Probleme lösen zu können. Welche Dinge sind ihnen wichtig? Wie leben sie? Was denken sie von uns? Was mögen sie gar nicht? Mit globalem Lernen könnt Ihr Euch zum Beispiel hier spielerisch auseinandersetzen. Oder wie wäre es, wenn Ihr über das Programm „eTwinning“ Partnerschaften zu anderen Schulen in der EU aufbaut? Da lernt Ihr, was Mädchen und Jungen Eures Alters in der französischen Normandie bewegt – oder in der ungarischen Puszta. Sogar gegenseitig besuchen könnt Ihr Euch.

Bildet Euch zur Bildung.

Wäre Schiller nicht selbst einer gewesen, der zeitlebens Informationen zu Kultur und Zeitgeschehen wie ein Schwamm aufsaugte – mit Dichtertalent allein hätte er sein Werk nicht vollbringen können. Ein einfach zugängliches, webbasiertes Bildungsportal wäre dem Mann sicher eine Hilfe gewesen. Das habt Ihr schon mal, und es sei Euch hier wärmstens empfohlen, damit Ihr mitreden könnt. Bildung zur Bildung für alle: Hier findet Ihr und Eure Lehrer Angebote zu Lehrmaterialien, Workshops und Exkursionen.

 

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