Auftakt zum neuen Themenschwerpunkt: Nachhaltige Advents- und (Vor-)Weihnachtszeit

Alle Jahre wieder… beginnt irgendwann Ende November oder Anfang Dezember die Advents- und Vorweihnachtszeit. Auch an diesem Wochenende ist es wieder soweit. In der Portal-Redaktion haben wir uns passend dazu ein paar Gedanken darüber gemacht, wie sich auch diese Zeit des Jahres nachhaltiger gestalten lässt. Der neue Themenschwerpunkt beginnt am Freitag, 27. November, mit einem kleinen Special zu alternativen Adventskalendern. Im Laufe des Dezembers stellen wir euch dann bis Weihnachten alle paar Tage Ideen für nachhaltige Do it yourself (DIY)-Weihnachtsgeschenke vor, deren Herstellung wir vorher für euch ausprobieren und dokumentieren.

Warum dieser Themenschwerpunkt?

Weihnachtszeit – da denken viele der Menschen mit oder ohne religiöser Orientierung, die hier in Deutschland in irgendeiner Form Weihnachten feiern, vermutlich erstmal an Lichterketten, dekorative Elemente aus Tannengrün, selbstgebackene Plätzchen oder den Duft von Glühwein und Kinderpunsch beim Gang über den Weihnachtsmarkt. Schön, warm und behaglich soll es sein in dieser besonderen Zeit des Jahres. Aber mal ehrlich: So richtig nachhaltigkeitsorientiert verhalten sich die meisten von uns dabei vermutlich nicht. Das lässt sich schnell an drei exemplarischen Beispielen veranschaulichen:

  • Stromverbrauch: Selbstgebackene Plätzchen, aufwendig zubereitete Festessen, die liebevoll angebrachte Weihnachtsbeleuchtung und insgesamt mehr Zeit zu Hause – Energieversorger gingen 2018 davon aus, dass sich der private Stromverbrauch in Deutschland allein am ersten Weihnachtsfeiertag um bis zu 10 Prozent erhöht. Abgesehen davon gehört die Unterhaltungselektronik – vom Tablet und Smartphone über die Spielkonsole bis hin zum E-Book-Reader – hierzulande zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenkartikeln überhaupt. Dabei stellt sich die Nachhaltigkeits-Frage nicht nur in Bezug auf den stetig steigenden Energiebedarf zur Nutzung all dieser Geräte, sondern auch im Hinblick auf den ausbeuterischen Umgang mit sogenannten Konfliktrohstoffen und den damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen (Leseempfehlung: die Nichtregierungsorganisation WEED – Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung e.V. hat 19 bekannte Hersteller aus der IT-Branche in Bezug auf ihren Umgang mit Rohstoffen untersucht. Den abschließenden Bericht findet ihr hier).
  • Müll: Kurzlebige, an die aktuellen Trendfarben angepasste Weihnachtsdekorationen, der typische Schoko-Adventskalender aus dem Supermarkt, die Geschenke aus dem Online-Shop und Rollen von Geschenkpapier, damit die Lieben daheim auch „etwas zum Auspacken“ haben – auch unsere Müllproduktion ist in dieser Jahreszeit immens. Dabei gibt es zahlreiche Möglichkeiten für nachhaltig gestaltete Adventskalender und Geschenkverpackungen, aber dazu in den nächsten Tagen mehr…
  • Lebensmittel: Er wurde gerade schon kurz erwähnt: Im klassische Schoko-Adventskalender aus dem Supermarkt (an dieser Stelle genannt als Stellvertreter für eine ganze Bandbreite festtagsbezogener Lebensmittel) verbergen sich leider nicht nur leckere Inhalte, sondern auch echte Probleme. Abgesehen von den enormen Abfallmengen durch verschwenderische Papier- und Plastikverpackungen lässt sich beispielsweise hinterfragen, unter welchen Bedingungen die darin enthaltenen Produkte produziert wurden. Zwar ist der Grundpreis für die im Adventskalender enthaltene Schokolade (oder vergleichbare Produkte) in der Regel deutlich höher als bei denselben Produkten in „normaler“ Verpackung (2019 ging die Verbraucherzentrale Bremen beispielsweise von rund doppelt so hohen Preisen für Schokolade aus), aber dieses Geld kommt eben in der Regel nicht den Kakaobäuer*innen in den Ländern des Globalen Südens zugute, sondern fließt in die verlockende Aufmachung des Produkts. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche andere Lebensmittel, die zu Weihnachten besonders beliebt, aber aus Nachhaltigkeits-Perspektive ebenso problematisch sind. Ein weiteres Beispiel: Mandeln und Marzipan (welches klassischerweise aus gemahlenen Mandeln hergestellt wird) gehören in der Advents- und (Vor-)Weihnachtszeit zu den besonders beliebten Backzutaten, gebrannte Mandeln zu den heiß begehrten Leckereien vom Weihnachtsmarkt. Woran die meisten von uns dabei wahrscheinlich zunächst einmal nicht denken: Über 80 Prozent der weltweiten Mandelproduktion stammen aus den USA, genauer gesagt aus Kalifornien. Bis zu 15.000 Liter Wasser werden dort zur Herstellung von einem Kilo Mandeln benötigt. Gleichzeitig hat sich die weltweite Erntemenge von Mandeln seit 2010 beinahe verdoppelt. Das beeinflusst nicht nur das Leben der Menschen vor Ort, sondern hat auch Auswirkungen auf die globalen Ökosysteme (Filmtipp: Die beeindruckende Doku „More than Honey“ des Schweizer Filmregisseurs Markus Imhoof verdeutlicht, wie der Mandelanbau in Kalifornien mit dem weltweiten Bienensterben zusammenhängt und was dies wiederum für die Zukunft unseres Planeten bedeutet).

Und was jetzt?

Ja, es ist ganz schön ernüchternd: Wenn man sich erst einmal genauer mit der Thematik auseinandersetzt, stellen viele von uns wahrscheinlich schnell fest, dass unser (Konsum-)Verhalten in der Advents- und (Vor-)Weihnachtzeit häufig nicht besonders nachhaltig ist. Ausgerechnet in dieser Jahreszeit, in der vielerorts dazu aufgerufen wird, sich mit Menschen in allen Teilen der Welt zu solidarisieren und sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren, verhalten wir uns in der Praxis oft gegenteilig. Das heißt aber nicht, dass die Feiertage ausfallen müssen: Zunächst einmal ist es sicherlich hilfreich, sich in dieser Zeit auf den eigentlichen Hintergrund des Weihnachtsfestes jenseits von schillernden Konsumwünschen zu besinnen und sich für weniger privilegierte Menschen und die Umwelt vor Ort sowie in anderen Teilen der Welt einzusetzen – und das am besten nachhaltig und langfristig! Abgesehen davon teilen mittlerweile zahlreiche Menschen on- und offline Erfahrungswerte über ihre persönlichen Bemühungen, die Advents- und (Vor-)Weihnachtszeit nachhaltiger zu gestalten, beispielsweise durch den Kauf von biologisch/regional hergestellten und fair gehandelten Zutaten für die Weihnachtsbäckerei und das Festtagsessen, alternative Adventskalender und Geschenkverpackungen oder selbstgemachte und alternative Weihnachtsgeschenke. Diesen Themen widmen wir uns in den nächsten Tagen und Wochen auch hier auf dem Portal.

Hier findet ihr nach und nach eine Übersicht der verschiedenen Beiträge zum Themenschwerpunkt:

Alternative Adventskalender

  • Folge 1: Ein Kalender, der sich bis zum letzten Bissen verkrümelt
  • Folge 2: 24 nachhaltige Momente schaffen
  • Folge 3: Erst genießen, dann weiterverwerten – der (Fast-)Alleskönner
  • Folge 4: Die Festtage nachhaltig gestalten: Geschenke, Baum & Essen
  • Folge 5: Die vielleicht einfachste Art, nachhaltig zu schenken: Zeit statt Zeug
  • Folge 6: Kleine Küchenhelfer nicht nur für Weihnachten: selbstgemachte (Bienen-)Wachstücher
  • Folge 7: Wohlfühlmomente für Wintertage #1: Sprudelnder Badespaß
  • Folge 8: Wohlfühlmomente für Wintertage #2: Veganer Lippenbalsam
  • Folge 9: Wohlfühlmomente für Wintertage #3: Body Butter

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