Political Art Days 2022: Das Gute Leben für alle weltweit!

Tauch‘ ein in einen Festivalkosmos, der sich wichtigen Fragen unserer Zeit widmet! Denn unsere aktuelle Lebensweise braucht dringend Veränderung, damit Menschenrechte weltweit nicht weiter verletzt werden!

Gemeinsam wollen wir hinter die Kulissen schauen und kritisch hinterfragen: Was versteckt sich hinter der sogenannten „Imperialen Lebensweise“ und der „Solidarischen Lebensweise“? Inwiefern verhindert unsere Art zu leben, das Gute Leben für alle Menschen weltweit? Welche Zusammenhänge gibt es genau, welchen Einfluss habe ich und wie verändern wir wirklich etwas?

Mach mit, wenn Kunstschaffende gemeinsam mit Expert*innen und Festivalbesucher*innen für eine sozialökologische Transformation der Gesellschaft zusammenkommen, diskutieren und sich vernetzen!

HIER gehts zum Programm…!

Was sind die Political Art Days?

Die Political Art Days sind ein öffentliches, politisches Kunstfestival, das seit sechs Jahren um die Vermittlung sozialer, globaler und ökologischer Zusammenhänge mit kunstpädagogischen Methoden in Dresden bemüht ist. Sein Format eröffnet Kunstschaffenden und Referierenden aus verschiedensten Bereichen der Wissenschaft, Kultur und Pädagogik einen kreativen Raum, innerhalb dessen sie sich umfassend und gemeinsam mit den Festival-Besucher:innen gesellschaftsrelevanten Fragestellungen widmen können. Durch vielfältige, interaktive Methoden wollen wir die Herausforderungen unserer globalisierten Welt sichtbar und deren vielschichtigen Konsequenzen – auch auf das eigene Leben – nachvollziehbar machen.

Fokus der Festivalausgabe 2022 soll das vom I.L.A. Kollektiv erarbeitet Konzept der sogenannten „Imperialen Lebensweise“ sein, das die komplexen und oft unübersichtlichen Beziehungen zwischen weltweiten Krisen und wachsender sozialer Ungerechtigkeit im Globalen Süden und der derzeitigen Produktions- und Lebensweise im Globalen Norden darstellen. Zudem wollen wir uns mit den vielfältigen, bereits existierenden Möglichkeiten befassen, die einen Weg zu solidarischen Lebens- und alternativen Wirtschaftsweisen beschreiben.

Während des Festivals sollen diese Zusammenhänge für unsere Besucher:innen nachvollziehbar beleuchtet und die Struktur unseres alltäglichen Lebens hier im Globalen Norden kritisch hinterfragt werden. Die Political Art Days sollen zur Reflexion unserer individuellen und gesellschaftlichen Verantwortung anregen und die alternativen Handlungsansätze zu einer aktiven Mitgestaltung einer zukunftsfähigen Gesellschaft animieren, in welcher nicht unbegrenztes Wirtschaftswachstum und systematische Ausbeutung von natürlichen Ressourcen und Arbeitskräften, sondern Nachhaltigkeit, Chancengleichheit und Solidarität die Parameter unseres menschlichen Miteinanders bestimmen.

WARUM Ist es wichtig, sich mit dem Thema zu beschäftigen?

Die Art und Weise, wie im Globalen Norden (GN) der gesellschaftliche Umgang miteinander organisiert und ein Verständnis von Wohlstand definiert wird, zeigt gravierende Auswirkungen auf das Leben anderer Menschen aus dem Globalen Süden (GS). Dies wird deutlich, wenn wir uns eingehender mit den hiesigen Strukturen von zum Beispiel der Sorge- und Lohnarbeit befassen; oder unserem Konsumverhalten, mit modernen Mobilitätslösungen (Green Economy), Dienstleistungsangeboten oder unseren alltäglichen Umgang mit Geld, Rohstoffen und der Natur.

Zunehmend wird unsere Lebensrealität von jenen entkoppelt, die unter menschenunwürdigen Bedingungen in einem Irgendwo „irgendwie“ Dinge produzieren, die uns unser Leben erleichtern und billig machen: In Mienen, sogenannten „Sweat-Shops“ der Textilindustrie oder an Fließbändern und auf weit entfernten Gemüsefeldern bei der Lebensmittelproduktion; aber auch auf den Fluren überlasteter Pflegeeinrichtungen hierzulande.

Oft reicht der Lohn für diese Arbeit nicht einmal aus, um die grundlegendsten Bedürfnisse jener Menschen zu befriedigen, die sie verrichten müssen. Seit den 1990er Jahren verschärfen sich, trotz der wachsenden Weltwirtschaft, Einkommens- und Vermögensungleichheiten immer weiter, was sich in der zunehmenden Verarmung weiter Teile der Weltbevölkerung und einer stetigen Agglomeration von Wohlstand in den Händen einiger Weniger offenbart. Hiesige Problemlagen werden in entfernte Gegenden der Welt ausgelagert, um Produktionskosten gering zu halten oder um auf seltene Ressourcen zurückgreifen zu können. Die Mechanismen unserer globalen Ökonomie beruhen zu einem Großteil auf der Ausbeutung menschlicher Ressourcen und natürlicher Lebensräume, die nur begrenzt zur Verfügung stehen: u.a. Trinkwasser, Rohstoffe, Nahrungsmittel. Der inhärente Wachstumsgedanke und stetige Ausbeutungsdrang dieser Wirtschaftsweise münden in humanitären und ökologischen Katastrophen, deren Folgen uns kaum vor Augen treten, aber die existenzielle Lebensgrundlage vieler Menschen weltweit bedrohen. Zudem provoziert diese Wirtschaftsweise bewusst Konflikte: Momentan werden übertausend öko-soziale Konflikte geführt, die meist gewaltvoll zwischen multinationalen Konzernen und lokalen Gemeinschaften ausgetragen werden.

Hierbei zeichnet sich ein großer Widerspruch ab: Zwischen einem zunehmendem Problembewusstsein – etwa dass der Klimawandel gefährlich ist oder die Arbeitsbedingungen in Elektro- und Textilunternehmen unhaltbar sind – und der sich zeitgleich zuspitzenden Problemlage. Die Diskrepanz, dass Menschen mit hohem Bildungsgrad und Einkommen im Globalen Norden statistisch gesehen ein höheres Umweltbewusstsein besitzen, sie aber zugleich durch ihr Konsumverhalten die größten Verursacher von Emissionen und Sklavenarbeit sind, zeigt, wie schwierig es ist, Veränderungswillen in ein tatsächliches Handlungsbedürfnis zu überführen und offenbart, warum notwendige institutionelle wie politische Maßnahmen oft ausbleiben oder nur schleppend verlaufen.

Vielen Menschen, z.B. in Europa, bleiben die Konsequenzen ihres Lebensstils verborgen, weil sie täglich auf Güter zurückgreifen können, ohne deren wahren Preis und Herkunft in Frage stellen zu müssen: günstige Kleidung, exotische Nahrungsmittel zu jeder Jahreszeit, billige Flugreisen oder auf die Lohnarbeit migrantischer Fachkräfte (z.B. im Pflegesektor oder der Lebensmittelproduktion), auf Technik- und Luxusartikel, eine digitale Infrastruktur. Der Blick des GN scheint übersät mit „blinden Flecken“ im Angesicht dessen, was wir zwar ahnen, uns aber nicht eingestehen mögen: Dass jede Art von Produkt seinen Preis hat, der gezahlt werden muss. Meist auf Kosten der Umwelt oder von Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft, Klassenzugehörigkeit oder ihres Geschlechts hierfür aufkommen müssen.

„Imperial“ ist diese Lebensweise, weil ihre Strategien zur Bedürfnisbefriedigung auf die grenzenlose Aneignung von Natur und Arbeitskraft abzielen. Sie stellt lockende Verheißung und Zwang zugleich dar: Ein Versprechen von Wohlstand und der immer währenden Verfügbarkeit von Konsumgütern, aber auch Zwang, da man sich ihr allein und durch individuelle Handlungsstrategien (wie etwa Konsumverzicht) nicht ohne Weiteres entziehen kann. Konsum-basierte Scheinlösungen zu vermeintlich günstigen Preisen beruhigen das Gewissen und leisten zeitgleich dem beständigen Konsumimperativ Vorschub: das neue Auto mit Elektroantrieb, ein T-Shirt vom Discounter aus Öko-Baumwolle, etc. Marktstrategien schaffen immerfort Bedürfnisse und Wünsche, die gestillt werden wollen, aber niemals erfüllt werden können.

Denn „Lebensweise“ bedeutet, dass es sich um eine Form des alltäglichen Verkehrs miteinander handelt, welcher unseren Alltag vollständig und unweigerlich durchdringt. Sie dominiert unsere Produktions- und Verhaltensweisen, beeinflusst unsere Denk- und Kommunikationsmuster und lenkt die Gesetzgebung. Dies mag erklären, warum ein Ausweg so schwierig zu finden und unsere Verhaltensmuster nur schwer zu brechen sind, obwohl diese Art zu leben unsere Umwelt zerstört und den größten Teil der Menschheit ihrer Grundrechte beraubt. Als Mitglied unserer Gesellschaft haben wir alle unweigerlich Anteil an den eben beschriebenen Ausbeutungsstrukturen. Plattformen wie slaveryfootprint.org oder fussabdruck.de führen uns dies vor Augen. Im Angesicht der Globalisierung und des Klimawandels ist es von dringlichster Notwendigkeit, die breite Öffentlichkeit mit den Konsequenzen unserer Lebensweise im Globalen Norden zu konfrontieren und zur Auseinandersetzung mit diesen Folgen zu motivieren. Besonders wichtig ist es zudem, einem allgemeinen Ohnmachtsgefühl beizukommen, weil es zunächst schwer scheint, sich einer imperialen Lebensweise zu entziehen. Es muss gezeigt werden, dass alternative Lösungsansätze bereits existieren, die unterstützt und ausgebaut werden können. An diesen Punkten versucht unsere Veranstaltung anzuknüpfen und möglichst viele Menschen der breiten Öffentlichkeit zu erreichen.

Quick-Info

Wo? Palais Palett im objekt klein a
Meschwitzstr. 9
01099 Dresden
Format Veranstaltung
Zielgruppe informelles/non-formales Lernen
Themen Bildung für alle, Globale Umweltveränderungen und Klimaschutz, Nachhaltiger Konsum und Produktion, Themenübergreifend, Weltpolitik, internationale Zusammenarbeit
Region Dresden
Anfragen

Veranstalter

CAMBIO e.V. - Aktionswerkstatt für Umweltschutz und Menschenrechte

Schützengasse 1801067Dresden

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