Vor Corona sind nicht alle gleich. Die Häufung von Corona-Fällen in bestimmten Arbeits- und Versorgungsbereichen zeigt das unmittelbar. Fast 2.000 Mitarbeiter:innen der Schlachtbetriebe Tönnies und Wiesenhof haben sich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. Wie unter einem Brennglas werden lange zuvor existierende Formen der Ausbeutung sowie die Prekarität von Lohnabhängigen sichtbar. Viele Lohnabhängige sind trotz der bestehenden Gesundheitsrisiken gezwungen, auf dem Feld oder am Fließband das System aufrechtzuerhalten.
Schwere Arbeitsunfälle, extrem lange Arbeitszeiten und illegale Abzüge bei den Löhnen gehören in der Fleischindustrie aber bereits seit längerem zum Alltagsgeschäft. Auch die prekären Wohnbedingungen sind nicht neu. Die Ausbrüche von Covid-19 zeigen aber besonders deutlich, dass migrantische Arbeiter:innen besondere Risiken tragen. Während einige wegen Grenzschließungen und Shut-Down ohne Einkommen und soziale Absicherung in existenzielle Not geraten, sind andere durch das Sozial- und Aufenthaltsrecht gezwungen, Arbeit zu (fast) allen Bedingungen anzunehmen.
Der Referent Dr. Peter Birke arbeitet und forscht für das Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V. bereits seit 2017 zu den Beschäftigungsbedingungen in der niedersächsischen Fleischindustrie. In seinen Forschungsarbeiten geht er nicht nur auf das Werksvertragssystem und die Arbeitssituation in der Branche ein, sondern auch auf die Frage, wie die Rechtsposition von Migrant:innen verbessert werden kann.
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